
Die Alten
by Michael Heltau
on STATT ZU SPIELEN - Michael Heltau (2009)
Ja sehns, die alten Leut
Die reden nimma viel
Die schaun nur noch beredt
Und hams was auf der Bank
Dann frogens manchmal nach
Wie unsre Währung steht
Sie staunen, was passiert
Und alles, was passiert
Das gab es früher nie
Sie warn einmal fast dran
Am Pulsschlag ihrer Zeit
Heut stehn sie vis-à-vis
Sie hatten viel gelacht
Heut ist die Stimme müd
Und zittert schon ganz leicht
Sie hatten viel geweint
Man siehts den Augen an
Der Blick sagt nur: "Es reicht!"
Sie schlafen nie sehr tief
Alleine im Salon
Die Wanduhr hält sie woch
Und sehn sie nach der Zeit
Dann merken sie erstaunt
Es is scho viertel noch!
Ja sehns, die alten Leut
Die wollen nimmermehr
Dass wer den Flügel stimmt
Der Flügel is a Grab
So wie die Bücherwand
Aus der man nixmehr nimmt
Die Wege werden kurz
Denn drinnen in der Stadt
Da kauft man nixmehr ein
Am schönsten is der Weg
Vom Fenster weg zum Bett -
Die alte Welt wird klein!
Wenn ein Kollege stirbt
Den man von früher kennt
Erweistma ihm die Ehr
"Ja, woar der schon so alt?"
Fragt man sich selbst und geht
Dann rechnend hinterher
Dann kommen Jahreszahln
Andauernd kreuz und quer
Bis unters eigne Doch
Doch dort zeigt, gottseidank
Die Wanduhr im Salon
Verlässlich viertel noch
Ja sehns, die alten Leut
Die können nimmer sterbn
Die bleiben nurmehr liegn
Oft denkens an das Gsicht
Von den beteilten Erbn
Wonn die die Nochricht kriegn
Dann sperren sie den Schrank
Auf alle Fälle zu
Und gleich drauf wieder auf
Und denken, dass was fehlt
Und denken drüber noch
Und kommen nicht mehr drauf
Sie schaun, wenn man man sie trifft
Beinahe schüchtern drein
Sie wollen ja nicht störn
Und fragen sie, seit wann
Der große Neubau steht
Dann sind sie kaum zu hörn
Sie kommen nicht mehr vor
In diesem hellen Licht
In diesem lauten Kroch
Die Wanduhr im Salon
Ist ihnen laut genug
Und die zeigt viertel noch
Und die zeigt viertel noch
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