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Henkersmahlzeit

by Dieter Thomas Heck

on Es Ist Mitternacht, John... (1981)

Der König von Schweden wurde wach, es war schon nach Mitternacht
Da sah er im Krönungssaal noch Licht, es wurde Musik gemacht
Er schlich sich ganz leise an die Tür und wurde leichenblass
Da saßen Gestalten am großen Tisch und sangen ein Lied voller Hass

"Bring noch einmal den Wein herbei
Heute Nacht sind wir alle frei
König, hab acht, sei auf der Hut
Diese Nacht, die bekommt dir nicht gut!
Sing noch einmal das alte Lied
Bevor dir der Henker die Kutte anzieht
So wie uns vor fünfhundert Jahr'
Als Karl Gustav noch König war!"

Sie tranken den Wein aus dem gold'nen Pokal, dann tanzten sie auf dem Tisch
Die Waffen, sie klirrten, die Schatten, sie sprangen gespenstisch im Kerzenlicht
Sie schändeten lachend den Königsthron, das Wappen, das Zepter, die Kron'
Und wieder sangen alle das Lied, wie damals voll Spott und Hohn:

"Bring noch einmal den Wein herbei
Heute Nacht sind wir alle frei
König, hab acht, sei auf der Hut
Diese Nacht, die bekommt dir nicht gut!
Lass noch einmal die Gaukler rein
Mit ihren Fiedeln und ihren Schalmei'n
König, hab acht, in dieser Nacht
Wird gefeiert, getrunken, gelacht!"

Der König von Schweden wurde wach am nächsten Tag in der Früh'
Er lief hinüber zum Krönungssaal, was er sah, das vergisst er wohl nie
Da lagen die Reste der Henkersmahlzeit, die damals sein Urahn versagt
Die Gläser, das Wachs, sie erinnern ihn dran, an den Tag, als das Unrecht geschah

Sing noch einmal das alte Lied
Bevor dir der Henker die Kutte anzieht
So wie uns vor fünfhundert Jahr'
Als Karl Gustav noch König war!
Wir begleiten dich bis ins Grab
Der Sensenmann nimmt dir die Krone ab
König, hab acht, arm oder reich
Heute Nacht sind wir alle gleich!